
Teambesprechung der ArchitektInnen Andrea Hofman, Florian Stirnemann, Frauke Gerstenberg und Claire Mothais (vo li na re) vor dem BMC-Architekturmodell im Büro von raumlaborberlin.
Das international bekannte Architekturbüro raumlaborberlin hat die Architektur der Ausstellung “Black Mountain. Ein interdisziplinäres Experiment 1933-57” (05.06.-27.09.2015) im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin entworfen und gebaut. Die außergewöhnlichen hölzernen Konstruktionen rahmen und präsentieren die ausgestellten Archivdokumente und Kunstobjekte des Black Mountain Colleges und spiegeln zugleich die offene, partizipatorische Atmosphäre der Kunstschule wieder.
Verena Kittel von Black Mountain Research besuchte das Architektenkollektiv in deren Berliner Büro und sprach mit ihnen über den Entwurfsprozess, deren Annäherung an das Black Mountain College und die Integration von Besuchern in die Entwurfsplanung.
Black Mountain Research: Andrea Hofman, Axel Timm, Florian Stirnemann, Frauke Gerstenberg und Claire Mothais, gemeinsam haben Sie die Architektur für die Ausstellung “Black Mountain. Ein interdisziplinäres Experiment 1933-1957” entworfen. Wie sind Sie dabei vorgegangen? Wie findet der Entwurfsprozess innerhalb einer Gruppe statt?
Raumlaborberlin: Erst mal haben wir alle Bilder und Texte, die wir zum Thema fanden studiert und parallel dazu analysiert welche räumlichen Anforderungen sich aus dem Werkkatalog ergaben. Mit diesem Hintergrund haben wir über Skizzen, vor allem aber übers Modell, eine ganze Fülle verschiedenster Ansätze ausprobiert, diese immer wieder gemeinsam diskutiert und gegeneinander abgewogen, bis wir uns auf die nun umgesetzte Struktur festgelegt haben.
BMR: War Ihnen das Black Mountain College bereits bekannt? Wie haben Sie sich dem Thema angenähert?
RLB: Das Black Mountain College war nicht allen in unserem Team ein Begriff, da mussten wir uns auch erst mal einlesen. Wobei wir natürlich die Werke von vielen dort vertretenen Künstlern gut kannten. Allen voran Richard Buckminster Fuller, der ganz klar einer der Heroes vom raumlaborberlin ist.
BMR: Welche Konflikte traten während der Entwicklung des Entwurfsmodells auf?
RLB: Einer der Knackpunkte war, dass die vielen kleinformatigen Werke und Dokumente drohten in den Dimensionen der Kleinhueshalle verloren zu gehen. Die Ausstellungsarchitektur muss hier quasi eine vermittelnde Rolle einnehmen, indem sie einerseits einen angemessenen Rahmen für die Kunstwerke und Dokumente schafft, andererseits sich selbst gegenüber dem Raum, in dem sie steht, behaupten kann und trotzdem den Exponaten nicht die Show stiehlt.
BMR: Das Experiment nahm eine wichtige Rolle im Lern- und Lehrprozess des Black Mountain College ein. Welche Bedeutung hat das Experiment in Ihrem Arbeitsprozess?
RLB: Das Experiment war sowohl das Prinzip unseres Entwurfsprozesses, wie auch von der angestrebten Anmutung für uns eines der zentralen Themen. An sich basiert der Entwurf auf einem simplen Baukasten mit nur zwei Elementen, welche wir in allen diversen Konfigurationen durchgespielt haben. Wir versuchten aber auch ein Bild zu erzeugen, welchem man den Prozess ansieht und das quasi dazu einlädt, dass man daran weiterbaut und so Experiment bleibt.
BMR: Stellen Sie sich vor, wie die Besucher den Architekturentwurf nutzen/sich in diesem bewegen? Planen oder kalkulieren Sie in irgendeiner Hinsicht Reaktionen und Interaktionen von den Menschen, die sich durch den Raum bewegen?
RLB: Das Dilemma bei einer Ausstellung über eine Schule ist natürlich, dass das Leben und der Spirit, der das Black Mountain College prägte, nur bedingt zu vermitteln ist. Deshalb freuen wir uns auch sehr, dass mit dem Projekt „PERFORMING the Black Mountain ARCHIVE“ unter Leitung von Arnold Dreyblatt etwas von diesem Leben in die Ausstellung Einzug halten wird. Wir haben dafür an verschiedenen Stellen in der Ausstellung Aufenthaltsbereiche wie Sitzstufen, Terrassen und Tribünen geschaffen, die einerseits Bühne als auch Publikumsraum für die Performances sind. Wir hoffen darauf, dass diese auch von den Besuchern genutzt werden und sich über diese Mischung von vor Ort arbeitenden Studenten und Ausstellungsbesuchern der Geist vom Black Mountain doch zumindest zeitweise in den Hamburger Bahnhof locken lässt.
BMR: Ist es überhaupt möglich, dass ein Architekturmodell eine solch prozessorientierte, praxisbasierte und performative Institution wie das Black Mountain College präsentiert, offenlegt oder sogar neu inszeniert?
RLB: Oh ja, das hoffen wir doch. Zumindest haben wir das versucht.