
Ausstellungsansicht „Black Mountain. Ein interdisziplinäres Experiment 1933- 1957“ im Hamburger Bahnhof – Museum für Gegenwart – Berlin. / Von links: Fotografie: Hazel Larsen Archer: Elizabeth Schmitt Jennerjahn und Robert Rauschenberg dancing, ca. 1948. / Cy Twombly, Untitled, 1951. / Robert Rauschenberg: Pink Door, 1954. / Robert Rauschenberg: Untitled (Black Painting), 1952. / © Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof, SMB / Thomas Bruns
STIMMEN ZUM AUSSTELLUNGSTHEMA
Katharina Anchalie Schulz: “Von Anfang Juni bis Ende September lässt sich im Hamburger Bahnhof, einem Museum für zeitgenössische Kunst, eine Ausstellung mit dem Titel „Black Mountain. Ein interdisziplinäres Experiment 1933 – 1957“ besuchen. Wie dieser Name bereits beschreibt, ist diese Ausstellung dem 1933 in North Carolina von John Andrew Rice, Theodore Dreier, Frederick Georgia, und Ralph Lounsbury gegründeten Black Mountain College gewidmet. Das Ziel der Gründer war es durch einen neuen interdisziplinären Ansatz Wissen zu vermitteln; Kunst und Wissenschaft sollten miteinander verbunden, künstlerische Erfahrungen vermittelt werden und der Lernprozess stand über dem eigentlichen Ergebnis. Selbstorganisation, die Möglichkeit des Scheiterns, Abhängigkeit voneinander (sowohl auf der Seite der Dozenten, als auch auf der der Studenten) und Simplizität waren Kernelemente der Philosophie des Colleges.”
Julia Wilde: “Die Ziele der Teilhabe an allem, des Aufgaben übernehmens, sowie des Arbeitens mit recyclebaren Materialien standen am Black Mountain College im Zentrum. Außerdem stand Simplizität, Autonomie, Selbstversorgung und Diversität im Vordergrund der Idee des Colleges.”
STIMMEN ZUR AUSSTELLUNGSSTRUKTUR
Epona Hamdan: “Punktuelle Vertiefung in die künstlerischen und wissenschaftlichen Arbeiten, die in dem College entstanden, erlauben den Besuchenden tiefer in das vergangene Leben des Black Mountain einzutauchen. Dabei bieten Tafeln mit Texten zur Struktur, Geschichte, Lehrenden und Studierenden die Möglichkeit auch mit nur wenig Vorwissen ein umfassenden Bild über das Leben der Einrichtung zu erlangen. Auch wenn die Struktur der Ausstellung Besuchenden einen schnellen und leichten Zugang zu der Vielfältigkeit des Black Mountain College ermöglicht, ist sie doch sehr klassisch angesichts einer so außergewöhnlichen Struktur wie der des Black Mountain.”
Jennifer Kremer: “Die Ausstellung arbeitet viel mit offenen Räumen, Holzkonstruktionen, knapp gehaltenen Einführungserklärungen am Anfang der Ausstellung in großer Schriftgröße an den Wänden sowie mit Fotos, Musik- und Videoausschnitten und Gegenständen aus dieser Zeit. Die Fotos zeigen teilweise in überdimensionaler Größe die Besonderheiten, die dieses College zu jener Zeit ausmachten. Handele es sich um die Berühmtheiten, die dort lehrten (Walter Gropius, die dt. Emigranten Josef und Anni Albers, Einstein) oder , dass das College auch farbige Studenten aufnahm, sowie den „Anpack-Ethos“ sich selbst den Raum zu schaffen mit Hilfe der eigenen zur Verfügung stehenden Mittel.”
Marius Legowski: “Am Ende der Ausstellung besteht einem als Besucher die Möglichkeit, selbstständig durch Archivmaterial zu blättern und sich originale Textfragmente und Bilder genauer zu erarbeiten und zu erfahren.”

Opening Night: “Black Mountain. Ein interdisziplinäres Experiment 1933-1957” at Hamburger Bahnhof Museum für Gegenwart, Berlin (04.06.2015)
Caitlin Schneider: “Man betritt die Halle und besonders präsent ist die Farbe orange und die hölzerne Architektur, die sich durch die gesamte Halle zieht. Es beginnt eine kleine Zeitreise durch die Historie des Colleges. Man kann sich historische Dokumente in Vitrinen anschauen, aber auch Produkte einer experimentellen Herangehensweisen. An den Wänden findet man zudem informative Texte, aber auch Kunstwerke. Eine nette Abwechslung bietet die Arbeit mit Projektionen, sowohl visuell, als auch auditiv. Gern hat man sich die Kopfhörer aufgesetzt, einen Moment verweilt und den Klängen bzw. den Stimmen gelauscht.”
STIMMEN ZU “PERFORMING THE BLACK MOUNTAIN ARCHIVE”
Katharina Anchalie Schulz: “Ein weiterer Kernpunkt des Colleges, die experimentelle Herangehensweise an Wissensvermittlung, soll in der Ausstellung durch Studierende verschiedener Hochschulen, die Archivmaterialien in Form von Lesungen, Konzerten und Performances aufführen, vermittelt werden. Leider gab es an dem Tag, an dem ich die Ausstellung besucht habe, nur eine einzige Performance, die ich mir aufgrund von Zeitmangel nicht ansehen konnte. Unabhängig von dieser Zeit sind die Studenten am Ende der Ausstellung größtenteils isoliert. Zwar befinden sie sich in einen offenen Raum; aber durch einen Wachmann vor ihnen und ihr Verhalten (sie bleiben nur unter sich und reden kaum bis gar nicht mit Besuchern) wirken sie durchaus abgeschottet und nicht gerade einladend mit ihnen in ein Gespräch zu treten.”
Claudia Ferse: “Leider hatte ich nicht die Möglichkeit eine Performance zu sehen und die Studierenden am Ende der Ausstellung vermittelten mir leider nicht den Eindruck, als wenn ich auf sie zugehen dürfte und ihnen Fragen stellen könnte. Sie wirkten wie eine in sich geschlossene Gruppe, die damit beschäftigt waren, sich auf bestimmte Dinge vorzubereiten.”
Epona Hamdan: “Performances, die täglich in bestimmten Zeiträumen stattfinden tragen zur Lebendigkeit der Ausstellung bei.”

Jennifer Kremer: “Die Performance fand plötzlich unangekündigt statt. Der Besucher wusste nur, dass die Performance in einem bestimmten Zeitraum von 2 Stunden stattfinden sollte. Es handelte sich um einen abwechselnden „Sing-Sang“ von zwei Studentinnen, die auch gelegentlich chorisch etwas zusammen vorgesungen haben. Beide bewegten sich im Takt zu dem Gesprochenen bzw. Gesungenen. Die Performance war in englischer Sprache. Es handelte sich um einen Willkommensgesang von verschiedenen Personen am Black Mountain College bzw. Archivmaterial aus dem Black Mountain College. Beide saßen unter einer Holzkonstruktion auf einer Bank. Die beiden agierten eher untereinander, als dass sie das Publikum miteinbezogen hätten. Sie beachteten das Publikum sogar nicht. Die Performance dauerte nicht länger als fünf Minuten.”
Julia Wilde: “Als ich selbst in dem Raum ankam, war die Lesung leider schon vorbei, weil ich vorher nicht wusste, dass sich der Raum erst am Ende der Ausstellung befindet. Dennoch durfte ich bei einem Versuch der Studierenden teilnehmen, bei denen 20 Sekunden lang von mir und auch einigen anderen Besuchern das Gesicht gefilmt wurde, sowie der Handyklingelton aufgenommen wurde. Viele Informationen zu dem Versuch erhielt ich leider trotz Nachfrage nicht.”
Caitlin Schneider: “Zu gewissen Uhrzeiten gab es von diesen Studenten kleine Performances, wobei dieser Begriff falsch gewählt wurde. Man könnte es eher szenische Lesungen nennen, die der Ausstellung leider nichts Gutes tun. Meine Begegnung mit dieser Lesung war etwas irritierend. Ich kam in den Raum, der Einflüsse von Mexiko zeigte, als auf einer Holztribüne zwei Frauen saßen, die über einen Text diskutierten und einander fragten, wann sie anfangen sollten. Dann ging es los, abwechselnd verlasen sie einen Text und folgten dabei einem gewissen Lautschema. Ich lauschte dieser Lesung, aber war mir nicht sicher, ob es solch eine angekündigte Performance sein solle, da mich die eine Frau öfters sehr verunsichert angeschaut hat.”
Ein Artikel von Claudia Ferse, Epona Hamdan, Jennifer Kremer, Marius Legowski, Caitlin Schneider, Katharina Anchalie Schulz, Julia Wilde
Teilnehmende StudentInnen der Lehrveranstaltung “Partizipation in den Theateravantgarden und Performativen Künsten” (Sommersemester 2015) geleitet von Prof. Dr. Annette Jael Lehmann an der Freien Universität Berlin